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OST Einlagen
OST Einlagen
Für die schnellen Leser – Auf einen Blick
Orthopädische Schuheinlagen sind nicht nur ein beliebtes Hilfsmittel um kleine Fußprobleme zu beseitigen, Druck zu optimieren und Schmerzen zu nehmen. Der Fuß ist ein komplexes Gebilde mit 26 Knochen und über 33 Gelenken. Somit ist der Fuß gravierend verantwortlich für die Körperstatik. So dass bei schweren Fußfehlformen sich nicht nur das Gangbild verändert, sondern darüber hinaus auch Muskeln, Sehnen und Gelenke in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn man nicht physiologisch läuft. Dies bezieht sich nicht nur auf die unteren Extremitäten. Durch Ausgleich unterschiedlicher Beinlängen kann man beispielsweise Rückenbeschwerden nehmen oder über die Längsachse des Fußes Kniebeschwerden kompensieren.
Was sind Einlagen im orthopädieschuhtechnischen Sinne?
Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie hat im Jahr 2020 eine Verordnungsbroschüre herausgegeben. In dieser Broschüre heißt es:
„Einlagen sind funktionelle Orthesen zum Aktivieren, Stützen, Betten oder Korrigieren des Fußes bei Fußdeformitäten, speziell zur Entlastung oder Lastumverteilung der Fußweichteile. Sie werden aus Kork, Leder, thermoplastischen Kunststoffen oder Faserverbundwerkstoffen, wie z.B. carbonbasierten Kunststoffen gefertigt.“ (Greitemann, Stinus and Schievink 2020 [1])
Welche verschiedenen Arten von Einlagen gibt es?
Grundsätzlich lassen sich Einlagen anhand der 4 Wirkungsweisen unterteilen:
- Stützen
- Betten
- Korrigieren
- aktivieren
Indikation und Verordnungsziel bestimmen die Materialwahl.
Einlagen gehören in die sogenannte Produktgruppe 08 (PG 08).
Stützende Einlagen
Stützende Einlagen bestehen meist aus thermoplastischen, formstabilen Kunststoffen mit dem Ziel die Fußgewölbe zu Unterstützung und Überlastung auf den Fuß zu lindern.
Indikationen können sein: Knick-Senkfuß, Spreizfuß, Hallux Valgus
Bettungseinlagen zur Entlastung
Bettungseinlagen haben einen elastischen, dämpfenden Hintergrund. Sie sind aus rückstellfähigem und dämpfenden Materialien hergestellt, meist aus unterschiedlichen Polsterschichten. Bettungseinlagen sind eine Kombination aus stützenden und bettenden Elementen die auf speziell entlastende Regionen abgestimmt sind, die der Druckumverteilung dienen.
Indikationen können sein: Spreizfuß, rheumatoide Fußformen, Metatarsalgie
Schaleneinlagen
Schaleneinlagen gehören zu der Gruppe der korrigierenden Einlagen. Hier steht im Vordergrund eine überwiegend über den Rückfuß zu sichernde Fersenkorrektur. Die Materialien können zwischen elastischen Schaleneinlagen (aus weicheren Materialien) und feste Schaleneinlagen (ggf. mit Kunststoff- oder Carbonverstärkungen) unterschieden werden.
Indikationen können sein: Knick-Platfuß, Klumpfuß, postoperative Versorgungen
Einlagen bei schweren Fußfehlformen
Einlagen bei schweren Fußfehlformen sind auch unter der Bezeichnung Sondereinlagen bekannt. Sie definieren eine Art von ganz individueller Einlagenfertigung die mit herkömmlichen Einlagen nicht zu versorgen sind. Diese Einlagen werden über ein für den Patienten individuell gefertigtes Fußmodell hergestellt. Die Materialien richten sich ebenso individuell an die Bedürfnisse des Patienten. Die Kosten werden bei geeigneter Diagnose nach Kostenvoranschlag von der Krankenkasse übernommen.
Indikationen können sein: schwere Fußfehlformen, postoperative Versorgungen, ausgeprägte Knick-Plattfüße
Aktivierende Einlagen und Fußorthesen
Aktivierende Einlagen sind auch unter dem Namen der sensomotorischen oder propriozeptiven Einlagen bekannt. Die Wirkungsweise unterscheidet sich von den klassischen Einlagen in der Form, dass die Einlagen über Anhebungen Impulse auf das motorische System zur Muskelaktivierung geben. Sinnvoll kann diese Art der Einlagenversorgung bei Kindern sein. Die Gelenke sollten frei von Kontrakturen sein. Auch diese Einlagen müssen per Kostenvoranschlag bei der Krankenkasse eingereicht werden. Bei spezieller Begründung kann hier eine Genehmigung im Einzelfall erfolgen.
Indikationen können sein: Neurologische Erkrankungen, Spitzfußlauf, starke Innen- und Außenrotationen der Füße
Carboneinlagen/Sohlenversteifungen
Carboneinlagen dienen zur Entlastung des Fußes. Ein Abrollen des Fußes und somit Bewegung in einem beschädigtem Areal soll vermieden werden. Die Materialien können aus Carbon oder glasfaserverstärktem Kunststoff aufgebaut werden. Meist in Kombination mit einer Schuhzurichtung (Abrollhilfe) um biomechanisch ein normales Abrollen des Fußes und gleichzeitiger mechanischer Entlastung zu gewährleisten.
Indikationen können sein: Marschfraktur, Hallux Rigidus, Mittelfußarthrose
Orthopädische Schuhzurichtungen
Orthopädische Schuhzurichtungen werden in einem eigenen Beitrag beschrieben. (folgt in Kürze).
Unter orthopädischen Schuhzurichtungen werden alle medizinisch indizierten Veränderungen an Konfektionsschuhen zusammengefasst. Die häufigsten Veränderungen sind (Greitemann, Stinus and Schievink 2020 [1]):
- eine Versteifung der Sohle mit Abrollsohle.
- Ein Pufferabsatz
- Eine Schmetterlingsrolle zu Entlastung des zentralen Vorfußes
- Eine Schuh/ oder Absatzerhöhung zum Beinlängenausgleich.
3-Backen-Einlage
Was ist eine Drei-Backen-Einlage
Bei einer 3-Backen-Einlage erfolgt die Korrektur des Fußes über 3 Wirkpunkte: Einer Abstützung auf der Innenseite der Ferse, eine Abstützung auf der Innenseite des Vorfußes kurz vor dem Großzehengrundgelenk und einer dagegen haltenden Abstützung auf der Außenseite des Mittelfußes. Eine 3 Backen Einlage wird Häufig zur Korrektur eines Sichelfußes bei Kindern eingesetzt.
Welche Wirkung / welches Wirkprinzip haben Einlagen?
Grundsätzlich lassen sich Einlagen in die 4 Wirkungsweise unterteilen:
- Stützen
- Betten
- Korrigieren
- aktivieren
Indikation und Verordnungsziel bestimmen die Materialwahl .
Wann sind Einlagen indiziert?
Häufige Diagnosen und deren Versorgungsempfehlungen nach Verordnungsbroschüre des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie
Metatarsalgie (Vorfußschmerzen)
Die Einlage erzielt eine Entlastung des zentralen Vorfußes. Diese Entlastung des zentralen Vorfußes kann durch 2 alternative Wirkprinzipien erreicht werden: Eine retrokapitale Pelotte oder alternativ eine Stufenentlastung.
Bei Einsatz einer retrokapitalen Pelotte wird der zentrale Vorfußes im Bereich der Fußsohle unter den Mittelfußköpfchen 2-4 entlastet. Die Pelotte überträgt Druck im mittleren Bereich des Mittelfußes also etwas weiter fersenwärts der schmerzhaften überlastet Bereiche.
Alternativ ist eine schuhtechnische Versorgung mit einer Schmetterlingsrolle möglich.
Hallux rigidus (Verschleiß des Großzehengrundgelenks)
Bei Verschleiß des Großzehengrundgelenkes wird in die Einlage eine Stabilisierung eingearbeitet, die zu einer verminderten Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks führt. Diese Stabilisierung wird auch als Rigidusfeder bezeichnet, war früher überwiegend aus leichtem Metall, heute Häufig aus Carbon.
Alternativ ist eine schuhtechnische Versorgung mit einer Sohlenversteifung und einer Ballenrolle möglich. Auch durch diese schuhtechnische Versorgung wird die Beweglichkeit im verschlissenen Großzehengrundgelenk vermindert und der Schmerz dadurch reduziert.
Plantarfasziitis (Fersensporn)
Bei plantarem Fersenschmerz erfolgt in der Regel eine Weichbettung der Ferse durch eine Einlage. Zusätzlich ist eine Entlastung des inneren Anteils der Sehnenplatte im Fuß durch Anhebung des Fußes durch Abstützung auf der Innenseite möglich.
flexibler Knick-Senkfuß
Ob bei einem kindlichen flexiblen Knick-Senkfuß überhaupt eine Einlagenversorgung erforderlich ist, wird höchst strittig diskutiert. Eine ärztliche Beurteilung ist unbedingt erforderlich, wenn
- der Fuß nicht weich und flexibel ist
- Der Fuß Beschwerden verursacht
- Die Fehlstellung im Laufe der Jahre zunimmt.
rigider Knick-Senkfuß
Von einem flexiblen Knick-Senkfuß also einem weichen und beweglichen Fuß ist ein rigider also starrer Knicksenkfuß abzugrenzen. Liegt ein steifer Knick-Senkfuß vor, ist mit hinreichender Sicherheit eine behandlungsbedürftige Grunderkrankung vorliegend.
Hohlfuß (Pes excavatus)
Beim Hohlfuß ist in aller Regel eine leichte Abstützung des Fußaußenrandes zur Entlastung der Sehnen des Fußaußenrandes erforderlich.
rheumatischer Knickplattfuß
Stützung des Fußes und Weichbettung.
Varusgonarthrose (Genu varum)
Bettungseinlage mit Außenranderhöhung um 2-5 mm.
Wie erhalte ich als Patient Einlagen?
Die Einlage wird ärztlich rezeptiert. Auf dem Rezept sind die Diagnose und die gewünschte Wirkung bzw. das Therapieziel notiert.
Was finanziert die Krankenkasse?
Die Kosten für Einlagen werden von den gesetzlichen Krankenkassen zweimal im Jahr übernommen. Der Patient hat hier einen gesetzlichen Eigenanteil in Höhe von 10% des Hilfsmittels zu entrichten. Dieser liegt zwischen mindestens 5,- € und höchstens 10,- €. Kosten für zusätzliche Sonderwünsche für spezielle Farben, Materialien usw. Sind ggf. Privat zu bezahlen. (keine Gewähr durch OGAM oder Wupperfuss)
Wie oft kann ich Einlagen erhalten?
Bei der Erstversorgung wird in der Regel ein paar Einlagen angefertigt. Der Patient sollte zunächst die Einlage einlaufen, die Wirkung der Einlage überprüfen und ggfs. Nachkorrekturen mit dem Orthopädieschuhmachermeister vornehmen. Sind Wirksamkeit und Passform der Einlage überprüft, kann ein Wechselpaar rezeptiert und angefertigt werden. Nach ca. 1 Jahr können dann neue Einlagen rezeptiert werden. Typischerweise können 2 Paar Einlagen pro Jahr rezeptiert werden. Wir empfehlen die Neuanfertigung von Einlagen alle 6 Monate, wenn sich die Einlagen als sinnvoll, wirksam und passgerecht erwiesen haben.
Haben die Einlagen erhebliche Gebrauchsspuren und sind deshalb nicht mehr benutzbar, können vorzeitig neue Einlagen rezeptiert und angefertigt werden. Eine solche vorzeitige Einlagenversorgung, also vor Ablauf eines Jahres, muss bei der Krankenkasse schriftlich beantragt und begründet werden.
Bei Kindern kann ausnahmsweise nach ärztlicher Begründung auch bei Längenwachstum eine neue Einlage verordnet werden.
Muss ich selbst einen Anteil zahlen?
Der gesetzliche Eigenanteil liegt bei 10 % des Hilfsmittelwertes. Dieser ist jedoch bei mindestens 5,- € und höchstens 10,- € festgelegt. Sollte ein Befreiungsausweis der Krankenkasse vorliegen übernimmt die Krankenkasse die gesamten Kosten der Einlagen. (Angabe ohne Gewähr)
Was muss auf dem Rezept vermerkt sein?
Auf dem Rezept müssen die Diagnose, das Therapieziel und die Art der Einlage vermerkt sein.
Einlagen im Schuh
Schuh und Einlage bilden eine Einheit. Die Einlage sollte im Schuh nicht verrutschen. Der Schuh sollte dem Fuß gemeinsam mit der Einlage genügend Raum lassen.
Fazit
Orthopädische Schuheinlagen sind nicht nur ein beliebtes Hilfsmittel um kleine Fußprobleme zu beseitigen, Druck zu optimieren und Schmerzen zu nehmen. Der Fuß ist ein komplexes Gebilde mit 26 Knochen und über 33 Gelenken. Somit ist der Fuß gravierend verantwortlich für die Körperstatik. So dass bei schweren Fußfehlformen sich nicht nur das Gangbild verändert, sondern darüber hinaus auch Muskeln, Sehnen und Gelenke in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn man nicht physiologisch läuft. Dies bezieht sich nicht nur auf die unteren Extremitäten. Durch Ausgleich unterschiedlicher Beinlängen kann man beispielsweise Rückenbeschwerden nehmen oder über die Längsachse des Fußes Kniebeschwerden kompensieren.
Literatur
Greitemann B, Stinus H, Schievink F. Die Verordnung Orthopädische Einlagen für Konfektionsschuhe, Neuauflage Verordnungsbroschüre der PEG 08. In: Unfallchirurgie BfOu ed; 2020
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