Chronische Insertionstendopathie
Für die schnellen Leser – Auf einen Blick
Unter einer chronischen Insertionstendopathie der Achillessehne wird eine anhaltende Reizung des Ansatzes der Achillessehne am Fersenbein verstanden. Durch die chronische Reizung kommt es zu einer schmerzhaften Verdickung der Achillessehne, was oft zu einer Vorwölbung des Fersenbeins nach hinten führt. Die Patienten berichten über Schmerzen bei und nach Belastung des Fußes und der Achillessehne. Oft liegt gleichzeitig ein prominenten Anteil des oberen hinteren Fersenbeins vor (Haglund-Exostose).
Bei lange bestehender Reizung kann sich eine knöcherne Ausziehung der im Ansatzbereich der Achillessehne am Fersenbein entwickeln (oberer Fersensporn)
Große Exostose im Ansatzbereich der Achillessehne am Ferenbein (roter Pfeil) = oberer Fersensporn
Wie entstanden?
Eine chronische Ansatzreizung kann aus einer einmaligen Überlastung der Achillessehne entstehen. Oft liegen aber immer wiederkehrende geringe Überlastungen, wie zum Beispiel bei intensiver sportlicher Betätigung vor. Manchmal ist ein Ursache der Überlastung gänzlich unbekannt.
Liegt einmal eine Überlastung vor, führen die Veränderungen der Sehne, insbesondere der Reizzustand, zu einer verminderten Belastbarkeit, so dass im weiteren dann schon Alltagsbelastungen eine Überlastung darstellen und den schmerzhaften Reizzustand unterhalten.
Wie vermeiden?
Dehnübungen der rechten Achillessehne
Insbesondere Ausdauersportler sollte die Art der sportlichen Belastung variieren. Z.B. indem zwischen Laufsport, Radfahren und Schwimmen gewechselt wird. Die große Popularität des Triathlon beruht auf diesem Prinzip.
Außerdem sollte die gereizte Achillessehne gedehnt werden. Siehe Dehnübungen der Achillessehne
Konservative Behandlung?
Die konservative Behandlung ohne Operation besteht aus
- Dehnübungen der Achillessehne
- Lokalen antientzündlichen Kälteanwendungen (Cool-Packs)
- Einer vorübergehenden Absatzerhöhung im Schuh zur Entlastung der Achillessehne
- Einem entzündungshemmenden Medikament bei starken Schmerzen (z.b. ASS, Aspirin, Ibuprofen, o.ä.)
Behandlung durch Stoßwelle
Stoßwellenbehandlung
Auch eine Behandlung mit einer ESWT (Extrakorporale Stoß Wellen Therapie) ist möglich. Die Wirksamkeit ist durch Studien belegt. Die Erfolgsquote liegt bei ca. 80%. Die ESWT wird aktuell nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bei dieser Indikation bezahlt.
Operative Behandlung?
Bei anhaltenden Schmerzen trotz intensiver konservativer Behandlung besteht die Möglichkeit einer Operation. In aller Regel besteht die Operation aus folgenden Schritten:
- Entfernung des oberen Fersensporns (falls vorhanden)
- Abtragung der Haglundexostose
- Entfernung der degenerative veränderten Anteile der Achillessehne
- Ablösung vom und Refixierung der Achillessehne am Fersenbein.
Der knöcherne Sporn ragt in der Regel in die Achillessehne, weshalb eine Abtragung nur nach Ablösung der Achillessehne vom Fersenbein möglich ist. Je nach Breite und Größe des Knochensporns muss eine mehr oder weniger großer Anteil der Achillessehne vom Fersenbein abgelöst werden. Bis zu 1/3 der Achillessehne können abgelöst werden, ohne das eine spezielle Befestigung danach erforderlich ist. Werden mehr als 1/3 der Achillessehne abgelöst, muss der abgelöste Teil wieder refixiert werden. Dazu stehen verschieden Anker- und Dübelssystem zur Verfügung.
Achtung: Eine Ablösung und Refixierung der Achillessehne ist möglich. Nach Ausheilung wächst die Achillessehne wieder am Fersenbein an, so dass eine voll Belastung möglich ist. Auch sportliche Belastungen sind wieder möglich.
Röntgenbild vor OP
Ablösung und Refixation der Achillessehne am Fersenbein
Röntgenbild nach OP. Abtragung oberer Fersensporn und Haglund-Exostose
Nachbehandlung nach OP
Die Nachbehandlung nach einer Operation hängt vom Ausmaß der Ablösung der Achillessehne ab. Werden weniger als 1/3 abgelöst ist meistens eine direkte Belastung nach der OP ohne Einschränkungen möglich.
Muss die Achillessehne vollständig abgelöst werden, erfolgt die Refixierung im einem spezieller Dübel-System (Arthrex Speed-Bridge). Danach erfolgt die Nachbehandlung in einer Vacoped-Orthese. Während der ersten 2 Wochen nach der Operation wird der Fuß in der Vacoped-Orthese entlastet (20 kg Teilbelastung erlaubt), während der dann folgenden 2 Wochen ist eine normale Belastung des Fußes in der Vacoped-Orthese möglich. 5 Wochen nach OP wird dann auf einen normalen Schuh gewechselt, der für ca. 3 Monate mit einem Fersenkissen oder einer Absatzerhöhung ausgestattet sind sollte.
Risiken und Komplikationen
Wie bei allen Operationen bestehen Risiken. In ca. 2% der Fälle kann es zu einer Infektion kommen, was meistens weitere Operationen zur Folge hat. Wundheilungsstörungen sind vor allem im Bereich der Achillessehne kritisch und langwierig. Die Sehne kann geschwächt werden. Insgesamt werde in den allermeisten Fälle sehr gute funktionelle Ergebnisse erreicht. Allerdings ist das Intervall bis zur vollständigen Rekonvaleszenz oft erstaunlich lang. In einer eigenen Nachuntersuchung wurde bei den Patienten Sportfähigkeit im Mittel erst nach 7-9 Monaten erreicht.
Fazit
Eine chronische schmerzhafte Reizung des Ansatzes der Achillessehne kann zunächst konservativ behandelt werden. Die Regeneration der Achillessehne wird durch Dehnübungen angeregt. Eine vorübergehende Absatzerhöhung führt zu einer Entlastung der Achillessehne. Der Reizzustand kann durch Kälte und entzündungshemmende Medikamente reduziert werden. Bei anhaltenden Beschwerden ist eine Stosswellenbehandlung möglich. Führt die konservative Behandlung nicht zu einem schmerzrfrei belastbaren Fuß, ist eine operative Korrektur möglich.
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