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Schneiderballen
Schneiderballen
Für den schnellen Leser – auf einen Blick
Ein Schneiderballen (Metatarsus quintus valgus) ist eine anlagebedingte Fehlstellung des 5. Mittelfußknochens. Das die Fehlstellung anlagedingt ist und im Laufe des Wachstums entsteht, ist eine Korrektur ohne Operation leider nicht möglich. Die Behandlung ohne Operation wird als palliativ bezeichnet, d.h. Beschwerden werden durch Auswahl eines weiten Schuhs gelindert. Entscheidet man sich zu OP, kommen heute überwiegend minimalinvasive Verfahren zum Einsatz. Oft ist eine simultane OP beider Füße erforderlich bzw. möglich.
Allgemeines
Unter einem Schneiderballen wird eine Fehlstellung des 5. Mittelfußknochens verstanden. Durch die Abweichen des Mittelfußknochens entsteht eine Prominenz des 5. Mittelfußköpfchens auf der Außenseite des Vorfußes. Dies kann Druckbeschwerden verursachen. Wird z.B. im Schneidersitz die Außenseite des Fußes belastet, entsteht über dem prominenten Mittelfußköpfchen eine schmerzhafte Schwiele. Daher der Ausdruck „Schneiderballen“.
Heutzutage beklagen Patienten mit einem Schneiderballen, vor allem Schmerzen im Schuh. Ein handelsüblicher Schuh hat ein definiertes Verhältnis von Länge zu Breite. Weicht der Fuß des Patienten von diesem Verhältnis ab, kann es zu einem chronischen Konflikt mit Entwicklung von Druckstellen des Fußes im Schuh kommen.
Der medizinische Fachbegriff für Schneiderballen ist: Metatarsus quintus valgus. Genau übersetzt bedeutet dies: Metatarsus = Mittelfußknochen, quintus = fünfter, valgus = Abweichung von der Körpermittelachse nach außen, also Abweichung des fünften Mittelfußknochens nach außen.
Wie entsteht eine Schneiderballen?
Ein Schneiderballen ist eine anlagebedingte Fehlstellung. Er entsteht als Normvariante im Laufe des Wachstums.
Wie vermeiden?
Da es sich um eine anlagebedingte Fehlstellung handelt, die im Laufe des Wachstums entsteht, können Patienten die Entstehung eines Schneiderballens nicht beeinflussen!
Konservative Behandlung?
Die konservative Behandlung besteht aus einer Modifikation des Schuhwerks bzw. der Auswahl von Schuhen mit entsprechender Breite im Vorfußbereich.
Operative Behandlung?
Bei anhaltenden Beschwerden mit chronischem Konflikt zwischen Fuß und Schuh ist eine operative Korrektur der Fehlstellung möglich. Die klassischen Operationsverfahren sind mittlerweile überwiegend durch minimalinvasive Operationstechniken verdrängt worden. Das genaue Verfahren richtet sich nach Art und Ausmaß der Deformität. Dazu ist die Anfertigung eines Röntgenbilds erforderlich.
Röntgenbild mit Abweichung des 5. Mittelfußknochens zur Außenseite. Der Winkel zwischen 4.und 5. Mittelfußknochen ist deutlich höher als normal.
Röntgenbild nach Korrektur durch eine Ludloff-Osteotomie. 4. Und 5. Mittelfußknochen stehen jetzt nahezu parallel.
Nachbehandlung nach OP
Nach der Operation ist in der Regel eine sofortige Belastung des Fußes in einem Verbandsschuh möglich. Der Verbandsschuh muss für 4-6 Wochen benutzt werden. Häufig werden beide Füße simultan in einer Narkose operiert.
Risiken und Komplikationen
Neben den allgemeinen Risiken einer Operation muss vor allem eine
- unzureichende Knochenheilung (Pseudarthrose)
- eine unvollständige Korrektur der Fehlstellung mit Restbeschwerden
genannt werden.
Fazit
Ein Schneiderballen (Metatarsus quintus valgus) ist eine anlagebedingte Fehlstellung des 5. Mittelfußknochens. Das die Fehlstellung anlagedingt ist und im Laufe des Wachstums entsteht, ist eine Korrektur ohne Operation leider nicht möglich. Die Behandlung ohne Operation wird als palliativ bezeichnet, d.h. Beschwerden werden durch Auswahl eines weiten Schuhs gelindert. Entscheidet man sich zu OP, kommen heute überwiegend minimalinvasive Verfahren zum Einsatz. Oft ist eine simultane OP beider Füße erforderlich bzw. möglich.
Literatur
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